Religionskurs der Realschule Süd besucht den Friedhof Mooskamp
Bei tristem Novemberwetter erkundeten 15 Zehntklässler den Friedhof Mooskamp. „Leben im Angesicht des Todes“ heißt ihr derzeitiges Thema im Religionsunterricht an der Realschule Süd. Vor dem Betreten des Friedhofs bat Lehrerin Sabine Pönnighaus ihre Schüler um Ruhe und Rücksicht auf andere Friedhofsbesucher. Die bisherigen Erfahrungen der Jugendlichen mit dem Ort der Stille waren sehr unterschiedlich. „Ich bin schon häufiger auf einem Friedhof gewesen“, sagte Dominik Weiß. Für Anushka Ivanova war es der erste Besuch. „Ich habe ein wenig Angst, weil hier so viele tote Menschen liegen, und bin etwas traurig“, sagte sie. „Für viele Menschen haben Friedhöfe einen durch Film und Fernsehen beeinflussten Gruselfaktor“, sagte Sabine Pönnighaus. Sie hatte für ihre Schüler einen Fragebogen vorbereitet. Die Jugendlichen zogen mit ihren Aufgaben los, um ein besonders altes Grab und das einen jung verstorbenen Menschen zu finden. Außerdem sollten sie beispielsweise nach christlichen Symbolen Ausschau halten, notieren, was man auf Friedhöfen häufig findet, und ein Grab näher beschreiben. „Macht euch Gedanken, was das wohl für ein Mensch gewesen sein könnte, der dort liegt“, beauftragte sie die Jugendlichen.
„Anhand der fiktiven Geschichte aus unserem Religionsbuch über einen Jungen, der an Knochenkrebs erkrankt ist, beschäftigen wir uns mit dem Thema Tod. Dazu gehört die Frage, was man im Leben noch machen möchte, wenn man weiß, dass die eigene Lebenszeit begrenzt ist. Wir haben über die verschiedenen Phasen des Sterbens gesprochen, wie Zorn, Verhandlung und Akzeptanz. Ein Schüler sagte mir anschließend, er könne das jetzt besser verstehen. Mit Hospizarbeit und Phasen des Trauerns, die ähnlich denen des Sterbens sind, werden wir uns noch beschäftigen. Außerdem laden wir einen Bestatter ein, der uns berichtet, was man rund um eine Beerdigung bedenken muss. Auch wie sich verschiedene Religionen ein Leben nach dem Tod vorstellen, wird noch Thema sein“, sagte Sabine Pönnighaus. Auch mit ungewöhnlichen Aufgaben hat sie ihre Klasse konfrontiert. „Die Schüler sollten ihre Eltern fragen, wie die sich ihre eigene Beerdigung vorstellen. Nicht, um mir das zu erzählen, sondern damit Kinder und Eltern miteinander über das Thema Tod ins Gespräch kommen. Die Reaktionen der Eltern waren sehr unterschiedlich, manche interessiert, andere abweisend, haben mir die Schüler hinterher berichtet“, sagte sie.
Ihr Anliegen ist, „den Tod zu entmystifizieren und ihm den Schrecken zu nehmen. Viele Menschen haben beruflich damit zu tun, wie Friedhofsgärtner, Pastor und Bestatter. Das Thema wird oft totgeschwiegen, gehört aber zum Leben dazu. Und irgendwann trifft es uns alle“, sagte die Religionslehrerin.