Mit Kunst und pflegefreien Grabarten soll der Friedhof Bergkirchen-Bergstadt für alle Oeynhauser geöffnet werden.
2009 wurde er geschlossen – nun wiedereröffnet: Der Bergstadt-Friedhof in Bad Oeynhausen-Bergkirchen. Zahlreiche Gäste kamen am 19.09.2021, dem „Tag des Friedhofs“, um sich über die neue Konzeption des erneut für Urnenbestattungen eröffneten Friedhofs zu informieren. In Zukunft können nicht nur Bergkirchener hier bestattet werden.
Nach einem Gottesdienst, in dem Pfarrer i.R. Bernhard Silaschi über den Wert von Erinnerung gesprochen hatte, bot Christina Stoffers einen Rundgang über den Friedhof an. Die Diplomingenieurin für Arealdesign erläuterte die Idee des Urnenparks anhand verschiedener Felder. So können Urnen in Staudenbeeten, am Waldrand oder in Partnergräbern beigesetzt werden. „Wir möchten schöne, würdevolle und zugleich pflegefreie Anlagen schaffen für Angehörige, die weit weg wohnen oder die Pflege aus anderen Gründen nicht leisten können. Die Pflege wird über die Nutzungsdauer von 30 Jahren von den Friedhofsgärtnern übernommen“, sagte sie. Jeder Bereich soll einen Namen bekommen. „Heidegärtchen, Rosengarten oder Blütenzauber sind viel tröstlicher als Feld 17, Reihe fünf“, sagte Christina Stoffers. So wird aus einem Verwaltungsakt ein Stück Trauerbegleitung. Plaketten mit den Lebensdaten erinnern an die Verstorbenen. „Wir möchten keine anonymen Gräber. Jeder ist es wert, wiedergefunden zu werden. Gönnen Sie Ihren Verwandten und Freunden die Chance, Sie wiederzufinden, appellierte sie an die Anwesenden. „Der Friedhof ist mehr für die Angehörigen als für Gestorbene. Unter der Erde ist es egal, wie es oben aussieht“, so die Freiraumplanerin.
Mit neu aufgestellten Bänken sollen Kommunikationsorte entstehen, „für Trauerbewältigung an einem schönen, erreichbaren Ort, der ruhig, besinnlich und auch fröhlich ist. Hier darf auch gelacht werden“, so Christina Stoffers. Der Andachtsplatz wurde bereits neu gestaltet. Dort steht die alte Kanzel aus der Eidinghauser Kirche. Pater Abraham, Benediktinermönch, Theologe und Metallschmiedekünstler aus der Abtei Königsmünster in Meschede, hat drei große Tore gestaltet. „Die Inschrift ‚glaubst du …‘ regt zum Weiterdenken an. Das eigentliche Kunstwerk entsteht, wenn ein Mensch darüber nachdenkt. Vorgegeben ist wenig, nur der Rahmen, in dem sich innere Bilder entwickeln“, sagte er. Ein neu angelegter Weg soll die Tore umkreisen. „Tote zu bestatten, ist ein Akt der Barmherzigkeit. Jeder Mensch ist ins Buch des Lebens eingetragen. Friedhöfe sind ein Ort des Lebens, weil hier Blumen wachsen. Sie sind Orte der Stille und der Geborgenheit“, so Pater Abraham.
Pia Fischer, Leiterin der Friedhofsverwaltung im Evangelischen Kirchenkreis Vlotho, stellte die verschiedenen neuen Grabarten vor. „Wir planen, auch auf den anderen Friedhöfen des Friedhofsverbandes pflegefreie Gräber anzulegen, weg von Rasengräbern zu liebevoll angelegten Grabstellen. Auf den Friedhöfen Mooskamp, Eidinghausen und Lohe wurden solche Anlagen bereits in den letzten Monaten errichtet.“ Mit Gelegenheit zum Austausch und zur Information an verschiedenen Ständen klang der Tag des Friedhofs aus.